Hochschule Reutlingen
11.06.2024

Medizin-Nobelpreisträger zu Besuch an der Hochschule Reutlingen

Der US-amerikanische Biochemiker Prof. Dr. Craig Mello war Ehrengast beim Symposium „Biomedicine and Beyond“ an der Fakultät für Life Sciences der Hochschule Reutlingen.

Prof. Dr. Craig Mello bei seinem Vortrag.

Prof. Dr. Craig Mello nahm die Teilnehmenden des Symposiums mit in die Welt der Gene.

Der US-amerikanische Biochemiker Prof. Dr. Craig Mello von der Massachusetts Medical School in Worcester in Massachusetts hat im Jahr 2006 den Nobelpreis für „Physiologie oder Medizin“ erhalten. Am Donnerstag, den 06. Juni 2024 war er Ehrengast beim Symposium „Biomedicine and Beyond“, das von der Fakultät Life Sciences der Hochschule Reutlingen organisiert wurde. Er berichtete vor mehr als 250 Personen über seine bahnbrechende Forschung.

Nach einem Grußwort des Präsidenten Prof. Dr. Hendrik Brumme sprach Prof. Dr. Craig Mello vor einem großen Publikum aus Hochschulangehörigen, Studierenden und externen Gästen über seine Forschungsarbeiten an der Deaktivierung von Genen, der RNA-Interferenz. Diese kommt bei Pflanzen, Tieren und Menschen gleichermaßen vor. Sie ist von großer Bedeutung für die Abwehr von Viren und die Kontrolle von sogenannten springenden Genen, die als Ursache für einige genetische Krankheiten wie beispielsweise Brustkrebs gelten.

Mit viel Humor berichtete Mello über seine seit der Jugend bestehenden Begeisterung für die Naturwissenschaften und seinen Weg zur Forschung im Bereich der Genetik. Er betonte, dass er die Entwicklung alles Lebens in der Erdgeschichte nach wie vor fasziniere und erklärte, wie alles auf unserem Planeten – ob Pflanzen, Tiere oder Menschen – miteinander verwandt sei.

RNA-Interferenz verglich Mello mit einer riesigen Suchmaschine mit extrem vielen Informationen. Aus seiner Forschung berichtete er über Versuche mit dem Fadenwurm Caenorhabditis elegans, einem klassischen Modellorganismus in der biomedizinischen Forschung. Hier beschrieb er besonders faszinierende Phänomene der RNA-Interferenz und zeigte entsprechend eindrückliche Bilder.

Prof. Mello gelang es mit seiner offenen Art, dieses komplexe Thema einem breiten Publikum nahezubringen und forderte die Zuhörerschaft aktiv auf, Fragen zu stellen. Die Frage, ob Intuition für seine Arbeit als Wissenschaftler eine Rolle spiele, bejahte Mello und fügte hinzu, dass die Wissenschaft voller Geheimnisse und Leidenschaft sei. Er hob zudem hervor, wie wichtig Kreativität und Intuition auch in dieser Disziplin sind.

Eine Studentin meldete sich und erläuterte dem Auditorium, wie wertvoll der Besuch von Mello an der Hochschule für sie persönlich sei. Sie fragte ihn, wie angehende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Welt von morgen sehen sollen. „Habt Spaß, taucht ein, macht immer weiter, seid neugierig und hinterfragt alles. Und vor allem glaubt an euch selbst auch bei Widerständen. Dann kommen Glück und Erfolg ganz von selbst zu euch!“, gab Mello den Studierenden mit auf den Weg.

Nach den großartigen Worten von Prof. Dr. Craig Mello berichteten auf dem Symposium weitere Referentinnen und Referenten über ihre spannenden Forschungsarbeiten.

Dr. Ilia Platzman vom Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung erläuterte dem aufmerksamen Publikum das innovative Feld der synthetischen Zellen.

Prof. Dr. Petra Kluger von der Hochschule Reutlingen ging beim Symposium auf ihre Forschung zum Thema Biofabrikation und Tissue Engineering in der Biomedizin sowie die Herstellung von Cultured Meat ein. Dabei veranschaulichte Sie äußerst bildhaft den Vorgang von der einzelnen isolierten und kultivierten Zelle bis hin zum biomedizinischen Produkt oder zu einem Stück Fleisch aus dem 3D-Drucker.

Eine weitere spannende Präsentation zum Thema Schizophrenie bekamen die Zuhörenden von Prof. Dr. Ebru Ercan Herbst, einer neu berufenen Professorin für Biochemie und Bioanalytik an der Fakultät Life Sciences, geboten. Sie erklärte die Pathomechanismen der Schizophrenie und erläuterte ausführlich, wie mit Modellen menschlicher Stammzellen das Krankheitsbild erforscht werden kann.

Die letzte Rednerin kam aus dem Fachgebiet der Onkologie. Dr. Christiane Opitz vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg berichtete über neue Ansatzpunkte für Immuntherapien bei Krebs, insbesondere über Stoffwechselenzyme, die die Ausbreitung von Tumorzellen fördern und deren Produkte das Immunsystem unterdrücken. Wirkstoffe, die dieses Enzym hemmen, könnten somit neue Chancen in der Krebstherapie bieten.

Prof. Dr. Dr. Isabel Burghardt, Professorin für Biomedizin und Molekulare Biologie an der Hochschule Reutlingen, führte durch das Symposium und zeigte sich begeistert über den namhaften Besuch: „Das Symposium war ein voller Erfolg. Das Highlight war der Vortrag von Prof. Craig Mello. Der Austausch mit ihm war für die Mitarbeitenden und die Studierenden der Fakultät Life Sciences sehr bereichernd. Wir sind dankbar und sehr erfreut, dass dieser bedeutende Wissenschaftler uns an seinen Erkenntnissen teilhaben ließ.“

Die Fakultät Life Sciences der Hochschule Reutlingen befasst sich mit zukunftsrelevanten und forschungsnahen Themen in den Bereichen Nachhaltigkeit, Bioressourcen und Life Sciences. Dabei wird den Fragestellungen nachgegangen, wie neue Methoden, Technologien und Materialien biomedizinische Anwendungen beeinflussen.